Das Edelfräulein von der Kempe nach „Die Sage von der Kempenjule“:

Einst wurde ein Edelfräulein des Steinhauses Kempe in eine Schlange verwandelt.

Nur aller hundert Jahre war es ihr vergönnt, zur Silvesternacht durch einen Mann das menschliche Antlitz wiederzuerlangen.

Dazu wurde ein Dorfschneider auserlesen. Er sollte in der Silvesternacht um 24 Uhr das Edelfräulein küssen, ganz gleich, in welcher Form sie erscheinen würde. Als er zur bestimmten Zeit dort war, kam eine Schlange an ihm hochgeringelt.

Als er sie küssen wollte, kam ein Seufzer aus seiner Brust. Sofort fiel die glatte Natter von ihm ab und verschwand im Mauerwerk. Zitternd rannte der Schneider nach Haus. Seitdem hat kein Bursche wieder den Versuch gemacht, das Edelfräulein zu erlösen.

Quelle: Dr. W. Lauterbach: Sächsische Volkssagen, Band 3, Druckwerkstätten Stollberg, 1986 in Sagensammlung Band 1

Burgruine Kempe, Ansicht von der Freiberger Mulde (Quelle: Sagensammlung, Bd. 1; B. Voigtländer)
Burgruine Kempe, Ansicht von der Freiberger Mulde (Quelle: Sagensammlung, Bd. 1; B. Voigtländer)