Wenn man durch das schöne Tal der Zwickauer Mulde von Glauchau aus abwärts wandert, gelangt man nach Penig. Dort brannten früher geschickte Meister nützliche und kunstvolle Töpferwaren, durch die ihre Heimatstadt weithin so bekannt und berühmt war wie jetzt noch ihre Nachbarstädte Kohren und Waldenburg.
Einstmals stellten die Peniger einen großen Topf her, der 50 Eimer Wein fassen konnte. Wer in dieses Gefäß hineinfiel, musste schon gut schwimmen können, wollte er nicht ertrinken. Dieser Wundertopf wurde auf dem Markt ausgestellt, damit ihn alle bestaunen konnten. Viele Fremde wurden von diesem Topf angelockt.
Eines Tages wollte auch der Sohn des Kurfürsten den großen Topf sehen. Dabei kam er auf die Idee hineinzusteigen. Kaum war er die Leiter hinabgeklettert und unten angelangt, ließ sein Erzieher die Leiter herausziehen. Da saß nun der Prinz in seinem dunklen Gefängnis —weit oben nur ein Stück Himmel und ringsum die hohen braunen Wände, die viel zu glatt waren, als dass er hätte hinaufklettern können. Der Erzieher dachte natürlich, der Prinz würde sich aufs Bitten verlegen, um aus dem Topf befreit zu werden.
Der junge Fürstensohn jedoch besann sich nicht lange, schlug mit der Faust an die Wand, die ein Loch, so groß wie eine Tür, bekam und schritt ins Freie. Nun hatte Übermut etwas zerstört, was fleißige Hände geschaffen hatten. Um die Töpfer für den Verlust zu entschädigen, erbat sich der Prinz deshalb bei seinem Vater Steuerfreiheit für die „Topfmacher“ und erhielt sie auch.
Später brannten sich die Peniger nochmals einen solchen Riesentopf, stellten ihn auf dem Topfanger aus und erbauten ein Häuschen darüber. Noch viele Jahre ist er da zu sehen gewesen. Heute steht ein neuer „Großer Topf“ als Sehenswürdigkeit neben der Muldenbrücke.
(Quelle: J. u. E. Seyffarth: Forscher- Fälscher und Fantasien, Druck und Verlagsgesellschaft Marienberg mbH, 1999 in Sagensammlung, Band 2