Nahe der Steyermühle im Tal der Kleinen Striegis erhebt sich der Trompeterfelsen. An ihn knüpft sich die Sage, dass in einem Krieg vor Jahrhunderten ein Trompeter, um seinen Verfolgern zu entgehen, mit seinem Ross hinabgesprungen sei. Dabei habe er sich tödlich verletzt.

Mitleidige Menschen haben ihn dann mit seiner Trompete in der Nähe der Absturzstelle begraben und auf den Grabhügel einen Rosenstock gepflanzt. Der Rosenstock ist erst im strengen Winter des Jahres 1929/30 eingegangen. Seitdem ist die Lage des Grabes nicht mehr bekannt.

Die Sage vom Trompeterfelsen hat Pfarrer i.R. Püschmann (Pfarrer in Hainichen) in einem Gedicht behandelt. Es lautet:

„Es wütet der Krieg durch Deutschlands Gefild,

Verwüstet die Äcker und Auen;

Es flammt das Gehöft, es lodert die Stadt

Eine Zeit voll Schrecken und Grauen.

 

Da sprengt ein Trompeter durchs Land,

Es schnauben die Nüstern des Rosses,

Und hinter ihm jagen im harten Galopp

Die Scharen des feindlichen Trosses.

 

Wild flattert im Winde ihr mähniges Haar,

In Kampfeswut glühn ihre Wangen.

Nur eine Begierde erfüllt ihre Brust:

Den flüchtigen Trompeter zu fangen.

 

Und rastlos geht weiter die wilde Jagd

Vorbei an Büschen und Bäumen,

Die Funken sprühen aus des Hufes Schlag;

Da gibt es kein Ruhen noch Säumen.

 

Nun naht der Trompeter der Felsenwand,

Die jählings ragt aus dem Tale.

Tief unten breiten die Fluren sich aus,

In der Abendsohn rötlichem Strahle.

 

Im Rücken der Feind, vor den Augen die Schlucht —

Was soll er von beiden erwählen?

Soll den Sprung er wagen zur Tiefe hinab?

Soll Feindeshand tödlich ihn quälen?

 

Schon jubelt der Feind. Doch siehe, im Nu

hat der Reiter zum Sprung sich bereitet.

Er gibt seinem Rosse den scharfen Sporn,

Das treulich bisher ihn begleitet.

 

Und es saust in die schrecklichen Tiefen hinab,

Zerfleischt von den Zacken und Klippen,

Und blutüberströmt sinkt der Reiter dahin,

Gebrochen sind Glieder und Rippen.

 

Doch gleichwohl hat er sich aufgerafft,

Nach seiner Trompete zu fassen.

Er nimmt jetzt zusammen die letzte Kraft,

Noch einmal sie klingen zu lassen.

 

Und weithin klingt sie durchs liebliche Tal –

Ein Abschiedsgruß aus dem Leben.

Da - ein schriller Ton - sie entsinkt der Hand

Im letzten Zittern und Beben.

So fand man den toten Reitersmann

Und neben ihm seine Trompete,

Die er so oft mit Liebe und Lust

Geblasen in trotziger Fehde.

 

Und trauernd senkte man beide hinab

Ins Grab in der deutschen Erden.

Doch aus dem Grabeshügel entstand.

Ein neues Wachsen und Werden.

 

Denn eine Rose, wie Blut so rot,

Entsproßt dem Hügel am Grabe;

So schenkte dem Sohne aus deutschem Blut

Die deutsche Natur eine Gabe.

 

Und wenn nach glutigem Sommertag

Der Sturmwind brauset im Wetter,

Da schüttet die Rose aufs Grab hinab

Als freundlichen Schmuck ihre Blätter.

 

Und ein Raunen und Rauschen erklingt zum Grab:

Wenn am Himmel die Sterne sich hellen,

Dann singen dem Toten das Schlummerlied

Der Striegis flüchtige Wellen.

 

Und heute noch kündet im Striegistal

An der Steyermühle ein jeder

Die Sage vom toten Reitersmann,

Den Felssprung vom wackren Trompeter.“

Historische Ansicht Striegistal mit Steyermühle und Trompeterfelsen (Quelle: Sagensammlung, Bd. 1; Fundus S. Brendecke)
Historische Ansicht Striegistal mit Steyermühle und Trompeterfelsen (Quelle: Sagensammlung, Bd. 1; Fundus S. Brendecke)