Die Stadt Rochlitz besteht ursprünglich aus zwei Teilen: der älteren Schlossvorstadt mit Burg und Petrikirche und einer im 12. Jahrhundert im Schutze der Burg rings um einen langgestreckten Marktplatz angelegten städtischen Siedlung mit der Kunigundenkapelle bzw. -kirche. Bis 1537 wurde in beiden Kirchen noch der Katholizismus gepredigt. Allerdings war schon zehn Jahre früher einmal das Wort Gottes im Sinne Martin Luthers verkündet worden, doch damals hatte Herzog Georg der Bärtige hier zusammen mit dem Merseburger Bischof und den Herren Hugo von Penig und Ernst von Schönburg strenge Inquisition gehalten und die Prediger konnten froh sein, dass sie mit dem Widerruf davonkamen (es hätte sie auch leicht die Ohren kosten können, wie den Prediger von Ponitz).
1537 aber führte Herzogin Elisabeth die Reformation offiziell ein. Die Petrikirche war Burgwardkirche und bis zur Einführung der Reformation die Hauptkirche der Stadt. Wann ihr Grundstein gelegt wurde, ist nicht überliefert. Erstmals erwähnt wird sie im Jahre 1168 in Dedos Stiftungsurkunde für das Augustinerchorherrenstift Zschillen, dem sie mit allem Zubehör übergeben wurde. Die Legende verleiht ihr allerdings ein weitaus höheres Alter. Danach erfreute sich die Petrikirche bereits im 10. Jahrhundert allerhöchster königlicher Gunst: Heinrich der Vogler (875 —936), der Gründer des deutschen Reiches, soll ihr persönlich einen Kelch verehrt und Rochlitz zur Stadt erhoben haben.
Scheinbar lässt sich diese Legende, wenigstens was den Kelch betrifft, auch beweisen, denn dieser trägt die Aufschrift: „Henricus et Matildis me comparaverunt“ („Heinrich und Mathilde haben mich angeschafft“).
Da König Heinrichs zweite Gemahlin Mathilde hieß, wurde dies gern als Beweis für das sagenhafte Alter des Kelches angesehen. Historiker vermuten aber, dass ein vermögendes Rochlitzer Ehepaar die Widmung eingravieren ließ, bevor es den Kelch der Kirche schenkte.
Ein hohes Alter schreibt die Sage auch der Kunigundenkirche zu. Kaiserin Kunigunde und ihr Gemahl Kaiser Heinrich, die beide nach ihrem Tode heiliggesprochen wurden, werden als Stifter genannt.
Die Heiligenlegende besagt, dass Kaiser Heinrich II., auch der Lahme und später der Heilige genannt, und seine Gemahlin Kunigunde eine sogenannte „Josephsehe“ führten, also beide in steter freiwilliger Enthaltsamkeit lebten. Die Liturgie feiert die Kaiserin als Jungfrau. Im Mittelalter wurde sie in unmittelbarer Nachfolge der Jungfrau Maria als marianische Heilige verehrt.
Die Sage weiß von einem Gottesurteil, dem sich die hohe Frau in Rochlitz unterzogen haben soll. Der Kirchenbesucher kann dieses Ereignis noch heute bei Betrachtung der Altarbilder nacherleben.
Quelle: R. Röhner: Burgen, Schätze, Spukgestalten, Chemnitzer Verlag, 1996 in Sagensammlung Band 2