Dedo, dem Gründer des Klosters Zschillen, gehören Groitzsch und Rochlitz. Als der junge König Heinrich VI., (geb. 1165, gest. 1197; König seit 1190, Kaiser seit 1191) der Sohn Kaiser Barbarossas, sich 1186 mit Konstanze von Sizilien - der Erbin des normannischen Königreichs - vermählt, ist er schon kein ganz junger Ritter mehr. Er bewährt sich inzwischen lieber an der Tafel als im Turnier und führt mit den Seinen ein geruhsames Leben. Sein berühmter, stattlicher Leibesumfang liefert dafür den augenscheinlichen Beweis und hat ihm den Beinamen verliehen: „der Fette“ oder auch „der Feiste“. Frieden herrscht im Gebiet um Rochlitz. Zahlreiche Siedler aus Franken roden, bebauen und bestellen das ihnen zugeteilte Land. Sie sind dem Grafen dankbar für die neue Heimat, für Schutz und Frieden. Doch nun fordert der junge König seine Dienste. Nach Italien soll er ihn begleiten, zu dessen Krönung als Kaiser. Und weiter nach Sizilien. Dedo soll, wie viele andere Herren auch, dem Staufer mit Waffengewalt beistehen, damit ihn die Sizilianer als ihren König anerkennen.*

Doch Dedo fühlt sich körperlich außerstande, eine solch beschwerliche Reise und das heiße südliche Klima zu ertragen. Es kostet ihn ja schon viel Schweiß, gerüstet sein Pferd zu besteigen. Bereits das Anlegen von Panzer und Beinschienen bereitet ihm Pein. Und gar wochenlang gerüstet im Sattel zu sitzen, erscheint unmöglich. Genauso unmöglich ist es jedoch, dem Verlangen seines Königs nicht nachzukommen. Schließlich zieht der Rochlitzer Graf seinen Leibarzt zu Rate und verlangt rasche Hilfe. Der betastet Dedos gewölbten Leib und verspricht, das hinderliche Fett mit einem „behutsamen Schnitt“ zu entfernen. Dedo vertraut sich wirklich den „Künsten“ seines Arztes an. Nur wenige Tage später wird sein Leichnam mit allen Ehren im Kloster Zschillen in die Gruft gebettet. Heinrich VI. muss ohne den Wettiner Grafen von Rochlitz und Groitzsch nach Italien ziehen. Nach Dedos Tod erhielten seine Söhne Dietrich und Friedrich den gesamten Besitz.

Beide starben, ohne männliche Erben zu hinterlassen. Deshalb fielen 1210 die Ländereien an die wettinische Hauptlinie zurück. Die Grafschaft Rochlitz war nunmehr - mit Ausnahme des kurzen Zeitraums um 1300 - Bestandteil der Markgrafschaft Meißen. Am 1. Januar 1289 wurde hier ein Vertrag geschlossen zwischen Landgraf Albrecht (dem Entarteten) und seinem Sohn Friedrich (dem Freidigen), der dem vom Vater benachteiligten Sohn u. a. die Rechte an Freiberg zusicherte. Als wenige Jahre danach Friedrich der Freidige und Diezmann - die Söhne Albrecht des Entarteten - und König Adolf von Nassau einander wegen der Mark Meißen bekriegten, die erstere als ihr Erbe betrachteten, letzterer aber von ihrem Vater durch Vertrag erworben hatte, bemühten sich beide Heere die Burg Rochlitz einzunehmen.Schließlich gelang es Friedrich dem Freidigen, die Burg zu stürmen. Die Überlieferung behauptet allerdings, der Burghauptmann habe die Tore geöffnet, weil er in Friedrich den rechtmäßigen Landesherrn sah. Wilhelm dem Einäugige (regierte 1382-1407) machte Rochlitz zum Mittelpunkt des für ihn geschaffenen Osterlandes (Bez. für Gebiet, welches durch die Landesteilung von 1382 als dritter wettinischer Landesteil neben Thüringen und Meißen geschaffen wurde; Gegend um Altenburg, Leipzig, Naumburg; bestand bis 1485). Er starb jedoch kinderlos. Sein Besitz fiel an seinen Neffen Friedrich den Streitbaren. Er und auch spätere wettinische Landesherren weilten mit ihrem Hof meist nur für kurze Zeit auf der Rochlitzer Burg.

Anfang August 1445, vor Ausbruch des sächsischen Bruderkrieges, fanden hier Vermittlungsverhandlungen zwischen Kurfürst Friedrich und Herzog Wilhelm statt. Nach der Wallfahrt zur Ebersdorfer Stiftskirche aus Anlass der Errettung ihrer entführten Söhne Ernst und Albrecht machte die kurfürstliche Familie auf der Burg Zwischenstation. Dreimal diente das Rochlitzer Schloss als Witwensitz: Von 1483 bis zu ihrem Tod im Jahre 1502 residierte hier Herzogin Amalia, die Witwe Herzog Ludwigs von Bayern und Tochter Friedrich des Sanftmütigen.

Als „Herzogin von Rochlitz“ herrschte von 1537-1547 Elisabeth, die Witwe Herzog Johanns (eines Sohnes Herzog Georg des Bärtigen von Sachsen) über ihr Wittum. Sie war eine Anhängerin und Förderin der Lehren Martin Luthers. Noch zu Lebzeiten ihres streng altgläubigen Schwiegervaters führte sie in ihrem Herrschaftsgebiet die Reformation ein. (Zu ihrer Regierungszeit, am 02.03.1547, fand bei Rochlitz eine der Schlachten des Schmalkaldischen Krieges statt. Eine unter Befehl Albrechts von Brandenburg stehende 6000 Mann starke kaiserliche Heerschar wurde hier in Abwesenheit ihres Heerführers von Truppen des Schmalkaldischen Bundes überrumpelt und bezwungen. Albrecht, der auf Einladung der Gräfin an der Hochzeitsfeier eines Hoffräuleins teilnahm, wurde auf dem Schloss gefangengenommen.)

Nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes in der Schlacht bei Mühlberg (24.02.1547) und der Unterzeichnung der Wittenberger Kapitulation am 19. Mai 1547 flüchtete die „Herzogin von Rochlitz“ nach Hessen. Nach ihr hielt noch Sophie von Brandenburg, die Witwe des 1591 verstorbenen sächsischen Kurfürsten Christian, für einige Zeit in Rochlitz Hof. Später wählte sie jedoch Colditz zu ihrem Witwensitz.

Die Rochlitzer Burg zählte jahrhundertelang zu den besten Wehranlagen Sachsens. Selbst der hussitischen Belagerung 1430 widerstand sie.

Die Stadt musste dafür büßen. Sie wurde eingenommen, ausgeplündert und eingeäschert und ihre Einwohner hingemordet. Erst mit der Geschütztechnik des dreißigjährigen Krieges verlor das Schloss den Ruf seiner Uneinnehmbarkeit. Das Unterschloss wurde 1645 von den Schweden niedergebrannt.

 *(1189 war König Wilhelm II. von Sizilien, der Schwager Heinrichs VI., kinderlos gestorben. Dadurch erbte Heinrich VI. das sizilianische Königreich. Doch die sizilianischen Stände lehnten ihn als König ab und wählten einen der Ihren zum König. Um seine Regentschaft mit militärischen Mitteln durchzusetzen, plante Heinrich VI. für 1191 einen Italienzug, zu dem er auch wirklich im Januar 1191 aufbrach. Nachdem er sich vom Papst zum Kaiser hatte krönen lassen, zog er weiter nach Süditalien ...)

Quelle: R. Röhner: Burgen, Schätze, Spukgestalten, Chemnitzer Verlag, 1996 in Sagensammlung Band 1

Schloss Rochlitz und Petrikirche (Quelle: Sagensammlung, Bd. 1; J. Richter)
Schloss Rochlitz und Petrikirche (Quelle: Sagensammlung, Bd. 1; J. Richter)