Der Weg vom Freiberger Untermarkt hinauf zum mächtigen Donatsturm führt durch die Pfarrgasse. Eine neue Schrifttafel am 1997 hervorragend restaurierten Haus Nr. 20 berichtet:
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WOHNTE
OBERBERGMEISTER
MARTIN PLANER
VON
1556 BIS 1568.
† 1582
Martin Planer war ein bedeutender Bergmeister, Bergverwalter und Oberbergmeister. Mit dem Ausbau mehrerer großer wasserbautechnischer Anlagen und Kunstgezeuge verhalf er dem Freiberger Bergbau im 16. Jahrhundert zu einem neuen bedeutenden Aufschwung. lm Volk blieb er jedoch am längsten durch den Bau des tiefen Brunnens auf Schloß Augustusburg und einer damit verbundenen Sage in Erinnerung.
Am 26. Januar 1568 begann er damit im Wirtschaftshof des späteren Schlosses. Die Zeit drängte, denn schon am 30. Mai des gleichen Jahres legte der Baumeister Hieronymus Lotter in Anwesenheit des Kurfürsten den Grundstein zum Schloss. Die Maurer und viele andere Gewerke kamen aber ohne ausreichendes Wasser kaum voran. Planer ließ Tag und Nacht 12 Bergleute in dem engen Schacht arbeiten. Wilddiebe und andere Strafgefangene kamen oft für viele Tage nicht mehr da unten heraus. Doch es ging immer langsamer voran, der Fels wurde mit zunehmender Tiefe immer härter. Am 24. Juli 1572, nach 4 1/2 Jahren, waren erst 107 Ellen Tiefe (= 56,64 m) erreicht. Das bedeutet, man hatte sich mit Hammer und Schlägel je Arbeitstag ganze 3,5 bis 4 cm tiefer in den Fels geschlagen und immer noch nicht genügend Wasser gefunden.
Der ständig in Geldnöten befindliche Kurfürst August wurde zunehmend ungeduldiger. Anfang 1572 hatte er schon seinen alten und am Schlossbau sehr verdienstvollen Baumeister Hieronymus Lotter mit Schimpf und Schande vom Bau gejagt, weil es ihm nicht schnell genug voranging und der Bau nach seiner Meinung zu viel Geld verschlang.
1575 sperrte er auch Martin Planer alle Zahlungen und forderte gleichzeitig, die Arbeit fortzusetzen bis sich genügend Wasser fand. Planer hatte Glück, noch im gleichen Jahre floss in einer Tiefe von 170 Metern das Wasser in seinem Brunnen von allen Seiten. Der gesamte Bau verschlang bis dahin gewaltige 72.000 Gulden. Die hier vollbrachte gewaltige technische Leistung wird erst heute wieder umfassend gewürdigt.
Wesentlich länger in Erinnerung blieb eine vermutlich im 19. Jahrhundert im Volk entstandene romantische Sage. Darin wird allerdings aus dem Martin ein Hans und aus dem strengen Kurfürsten August ein sehr gerechter Landesvater. Kurfürst August saß in seinem Schloss in Dresden und war von Tag zu Tag mehr verärgert, denn der Brunnenbau verschlang sein ganzes Geld. Ohne Wasser war aber sein neues Schloss Augustusburg völlig nutzlos. Da es kaum voranging, wollte er diesen Planer nicht mehr sehen.
Doch eines Tages im Jahre 1575 stand Planer mit einem Krug in der Hand vor dem Dresdner Schloss und bat um Einlass. Der schlecht gelaunte Kurfürst lehnte das ab. Da bettelte Planer, ihm nur drei Worte sagen zu dürfen. „Nun gut“, sagte der Kurfürst, „aber mehr nicht“. Planer trat vor seinen Herrn, stellte seinen Krug mit klarem Augustusburger Wasser vor ihm hin und sagte: „Hans bringt Wasser“. Kurfürst August war darüber sehr glücklich und sagte: „Hans kriegt Geld!“ So hatte diese Geschichte doch noch ein glückliches Ende.
Quelle: E. u. J. Seyffarth: Forscher- Fälscher und Fantasien, Druck und Verlagsgesellschaft Marienberg mbH, 1999 in Sagensammlung Band 1