Zwischen Frankenberg und Lichtenwalde ragt auf dem rechten Ufer der Zschopau ein hoher Fels auf, der „Harrasfels“ genannt wird. An ihn knüpft sich folgende Sage. Einst war der Ritter Harras, der Besitzer von Lichtenwalde, mit seinem Nachbarn auf dem Schellenberge in eine Fehde verwickelt. Als sich nun Harras eines Tages mit seinem Gefolge auf der Jagd rechts der Zschopau befand, wurde er von seinen Feinden überrascht. Diese waren in großer Überzahl. Es entspann sich ein furchtbarer Kampf, bei dem zuletzt Harras als Einziger am Leben blieb. ln wilder Flucht enteilte er, die Verfolger dicht hinter sich. Plötzlich wurde es licht vor ihm. Er ritt auf eine Anhöhe, von der er vor sich in der Tiefe die Zschopau rauschen hörte. Drüben lag sein Schloss Lichtenwalde. Es gab keine Rettung mehr.

Sollte er in die Hand seiner Feinde fallen und im Turm des Schellenbergers elend umkommen? Nimmermehr! Lieber wollte er einen ehrenvollen Tod in den Wellen der Zschopau suchen. Entschlossen stieß er seinem braven Ross, das sich wild aufbäumte, die Sporen in die Seiten. Mit Todesverachtung setzte der kühne Ritter zum Sprung in die unheildrohende Tiefe an. Schaudernd standen seine Feinde auf dem Felsen. Aber —was sie nicht für möglich hielten, das geschah. Harras wurde zwar anfangs von dem wild aufspritzenden Wasser der Zschopau verschlungen, dann aber tauchten Ross und Reiter auf und gelangten wohlbehalten an das jenseitige Ufer. Von hier ritt Harras ungehindert seinem Schloss Lichtenwalde zu. Bald darauf unternahm er eine Wallfahrt zum Marienbildnis in Ebersdorf, um für seine wunderbare Rettung zu danken. Er stiftete ein silbernes Hufeisen, das später durch ein eisernes ersetzt wurde.

Dem hohen Felsen gegenüber wurde unter einer mächtigen Eiche ein Denkstein mit der Inschrift „Dem tapferen Springer Ritter von Harras“ errichtet. Noch heute steht ein kunstvolles Grabmal in der Kirche zu Ebersdorf, das Dittrich von Harras darstellt. Er soll der kühne Springer gewesen sein. Die Sage von Harras dem kühnen Springer legte Theodor Körner in einem Gedicht nieder.

Das Gedicht von Theodor Körner ist u.a. auf der Internetseite der Gemeinde Niederwiesa zu finden: https://gemeinde-niederwiesa.de/niederwiesa/geschichte-geschichten/harras-sage/.

Blick vom Harrasfelsen über die Zschopau (Quelle: Gemeinde Niederwiesa)
Blick vom Harrasfelsen über die Zschopau (Quelle: Gemeinde Niederwiesa)